Dez 212012
 

Es war eines Tages im Frühling, als eine Frau vor ihrem Haus drei alte Männer stehen sah. Sie hatten lange weiße Bärte und sahen aus, als wären sie schon weit herumgekommen.

Obwohl sie die Männer nicht kannte, folgte sie ihrem Impuls, sie zu fragen, ob sie vielleicht hungrig seien und mit hinein kommen wollten.

Da antwortete er eine von ihnen: “Sie sind sehr freundlich, aber es kann nur einer von uns mit Ihnen gehen. Sein Name ist Reichtum” und deutete dabei auf den Alten, der rechts von ihm stand. Dann wies er auf den, der links von ihm stand und sagte: “Sein Name ist Erfolg. Und mein Name ist Liebe. Ihr müsst euch überlegen, wen von uns ihr ins Haus bitten wollt.”

Die Frau ging ins Haus zurück und erzählte ihrem Mann, was sie gerade draußen erlebt hatte. Ihr Mann war hoch erfreut und sagte: “Toll, lass uns doch Reichtum einladen”.

Seine Frau aber widersprach: “Nein, ich denke wir sollten lieber Erfolg einladen.”

Die Tochter aber sagte: “Wäre es nicht schöner, wir würden Liebe einladen?”

“Sie hat Recht”, sagte der Mann. “Geh raus und lade Liebe als unseren Gast ein”. Und auch die Frau nickte und ging zu den Männern.

Draußen sprach sie: “Wer von euch ist Liebe? Bitte kommen Sie rein und seien Sie unser Gast”.

Liebe machte sich auf und ihm folgten die beiden anderen.

Überrascht fragte die Frau Reichtum und Erfolg: “Ich habe nur Liebe eingeladen. Warum wollt Ihr nun auch mitkommen?”

Die alten Männer antworteten im Chor: “Wenn Sie Reichtum oder Erfolg eingeladen hätten, wären die beiden anderen draußen geblieben. Da Sie aber Liebe eingeladen haben, gehen die anderen dorthin, wohin die Liebe geht.”

Verfasser unbekannt

 Posted by at 10:38
Dez 102012
 

Wer den richtigen Job hat, empfindet keinen Stress. Wer in der richtigen Beziehung lebt, hat keinen Streit. Wer die richtige Einstellung zum Geld hat, der schwimmt darin. Wer im Leben den richtigen Weg eingeschlagen hat, bei dem fügt sich alles wie von Zauberhand. Glauben Sie das?
Ganze Buchregale an Lebenshilfeliteratur und ganze Heerscharen von Trainern und Rednern blasen in dieses Horn. Hätten sie mit ihren Tipps alle recht, dann würde das im Umkehrschluss bedeuten: All diejenigen, die sich mit den Hürden und Hindernissen des Lebens herumquälen, sind einfach noch auf dem Holzweg. Und müssen so schnell wie möglich ihr Leben ändern: Love it, change it or leave it – liebe es, ändere es, oder hör auf damit … So oder so ähnlich lauten die Lösungsstrategien im Kern mehr oder weniger alle.
Ich persönlich sehe das Leben anders. Ich glaube, wir brauchen die Quälerei. Und zwar dringend.
Es ist wie bei einen Schmetterling beim Schlüpfen: Der bereits v…oll entwickelte, aber noch in seiner Puppe gefangene Falter kämpft sich über viele Minuten hinweg Millimeter für Millimeter durch das scheinbar viel zu enge Loch im Kokon. Wenn der Schmetterling schon halb herausschaut, scheint er steckenzubleiben. Nichts geht mehr vorwärts. Das Tier pumpt und drückt, aber es kommt nicht mehr weiter heraus.
Wenn ein Mensch sich diese Quälerei anschaut, hält er es früher oder später einfach nicht mehr aus. Jeder vernünftige Mensch will aufgrund seiner menschlichen Regungen dieser armseligen Kreatur helfen. Was liegt näher, als eine Nagelschere zu nehmen und vorsichtig den Kokon aufzuschneiden? Und siehe da! Es funktioniert: Jawohl, der Schmetterling rutscht sofort heraus. Aber der stolze Retter würde schnell bemerken, was er angerichtet hat: Der Schmetterling ist zwar frei, aber er ist verkrüppelt und hat zerknitterte Flügel, ist flugunfähig und darum zum baldigen Tode verurteilt.
Denn das Drücken und Schieben ist nicht umsonst, sondern hat einen Sinn. Indem das Insekt sich quält, wird Flüssigkeit durch den schmalen Ring des Kokons in die Flügel gepumpt. Die Voraussetzung, damit diese sich entfalten können. Wer diesen Prozess unterbindet, greift in den natürlichen Ablauf von Schmerz, Krise, Durchbruch und Erfolg ein.
Hindernisse, Hürden und Quälerei haben für mich also eine ganz andere als die landläufige Bedeutung. Ich glaube nicht, dass sie immer ein Zeichen des Misserfolgs sind. Sondern oftmals eher ein Zeichen dafür, dass der Erfolg naht – wenn wir den Schmerz, das Leid, die Qual nur aushalten. Das Ringen und Winden ist manchmal genau das, was wir brauchen, um hinterher zu unserer ganzen Größe aufzusteigen.
Oder: Wenn wir durch unser Leben ganz ohne Hindernisse gehen dürften, wären wir vermutlich alle fett, faul, unfähig und unglücklich. Denn wachsen können wir nur an Widerständen.

 Posted by at 14:21